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Positive Entwicklung des Carsharings in Düsseldorf

Als Umwelt- und Mobilitätsdezernent der Landeshauptstadt Düsseldorf kennt sich Jochen Kral mit den Mobilitätsbedürfnissen der Menschen in Düsseldorf sowie aktuellen und künftigen Mobilitätsprojekten der Landeshauptstadt bestens aus. Im Interview spricht er über das Potential von Carsharing, den Status quo in Düsseldorf sowie die städtischen Besonderheiten.


Mobilitätsdezernent Jochen Kral

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf, Uwe Schaffmeister


CMD: Herr Kral, wie entwickelt sich Carsharing im Allgemeinen?

Jochen Kral: Die Entwicklung des Carsharings ist sehr positiv. Bemerkenswert ist, dass viele Menschen Carsharing heutzutage kennen. Nicht alle nutzen es, aber es ist kein reines Nischenphänomen mehr. Die Nutzung steigt. Dies sieht man deutlich an der steigenden Zahl an Carsharing-Fahrzeugen. Laut dem Bundesverband für CarSharing (bcs) hat sich die Anzahl der angebotenen Fahrzeuge zum Stichtag 1. Januar 2023 um 12,4 Prozent auf 33.930 Fahrzeuge erhöht. Carsharing ist heute bereits eine etablierte Mobilitätsalternative und ein wichtiger Bestandteil im Mobilitätsmix.


CMD: Für wen ist Carsharing interessant?

Jochen Kral: Carsharing ist für gut ein Drittel aller Autofahrer eine wirtschaftliche Verbesserung. Die Kosten für Versicherung, Reparatur oder Wartung des Fahrzeuges entfallen bzw. sie sind mit der Mietgebühr abgedeckt. Wenn man unter 8.000 Kilometern im Jahr mit dem Auto fährt, ist Carsharing wirtschaftlicher als das eigene Auto. Oder anders formuliert: für alle, die das Auto nicht für den täglichen Weg zur Arbeit brauchen, ist Carsharing ein attraktives Angebot. Die Nutzbarkeit ist auch Lebensmodell abhängig. Für Studierende ist Carsharing beispielsweise besonders attraktiv, aber auch für Familien kann Carsharing eine gute Alternative zum Zweitwagen sein.


CMD: Welche Vorteile bietet Carsharing gegenüber dem eigenen Pkw?

Jochen Kral: Neben dem eben genannten Kostenfaktor ist Carsharing natürlich umweltfreundlicher, da sich mehrere Menschen ein Fahrzeug teilen Ein entscheidender Vorteil liegt aber auch in der Varietät der Nutzung. Je nach Bedarf können verschiedene Fahrzeuge gewählt werden. Beispielsweise auch ein Transporter bei Umzügen oder Ähnlichem. Wir möchten in Düsseldorf erreichen, dass sich die Menschen situationsbezogen und ohne großen Aufwand für das richtige Fahrzeug entscheiden können. Dabei geht es nicht darum, dass Auto komplett abzuschaffen, sondern darum die Freiheit zu ermöglichen, die eigene Mobilität frei wählen zu können, sei es das Carsharing-Fahrzeug, das Fahrrad oder das Lastenrad. Das ist auch die Idee hinter den MobilitätStationen, die die Connected Mobility Düsseldorf GmbH in Auftrag der Landeshauptstadt Düsseldorf plant und umsetzt. Hinzu kommt beim stationsbasierten Carsharing noch der Komfort, in der Stadt einen sicheren Parkplatz vorzufinden.


cambio Carsharing

CMD: Welche Carsharing-Anbieter gibt es in Düsseldorf?

Jochen Kral: In Düsseldorf sind verschiedene Carsharing-Anbieter am Markt. Dazu zählen cambio, MILES Mobility, sharenow und flinkster. Dabei hat die CMD mit zwei Anbietern strategische Partnerschaften geschlossen: dem stationsbasierten Anbieter cambio und dem free-floating-Anbieter MILES Mobility. Nach dem Rückzug von GreenMobility Anfang des Jahres haben wir schnell nach einer neuen Lösung für das free-floating-Modell an unseren MobilitätStationen gesucht und diesen mit MILES gefunden.


CMD: Wie gut wird das Carsharing in Düsseldorf angenommen?

Jochen Kral: In Düsseldorf wird Carsharing sehr gut angenommen. Die genauen Carsharing Daten liegen bei den Carsharing Unternehmen. Über unsere Parksensoren im Boden auf den MobilitätStationen werden aber Fahrzeugbewegungen erfasst. Diese zeigen häufige Bewegungen und sind ein Indiz dafür, dass Carsharing gut läuft. Dies bestätigen uns auch unsere Partner cambio und MILES Mobility. Wir fördern das Carsharing in Düsseldorf gezielt und berücksichtigen dieses auch von Beginn an beim Bau und Planung von MobilitätStationen.


CMD: Wo liegt denn der Unterschied zwischen stationsbasiertem Carsharing und dem free-floating-Modell?

Jochen Kral: Stationsbasierte Carsharing-Fahrzeuge wie die von cambio sind an feste Orte gebunden, während free-floating-Fahrzeuge wie die von MILES Mobility frei im öffentlichen Straßenraum zu finden sind. In Düsseldorf haben wir die Besonderheit, dass auch free-floater an festen Orten – unseren MobilitätStationen – verfügbar sind. Beide Modelle haben ihre Berechtigung. Sie unterscheiden sich je nach Anwendungsfall. Stationsbasiertes Carsharing eignet sich für A-nach-A-Fahrten beispielsweise für Einkaufsfahrten von zuhause aus. Es bietet außerdem den Vorteil einer Parkplatzgarantie. Free-floating bietet sich immer dann an, wenn man nicht zum Ausgangsort zurückmöchte oder für kürzere Fahrten in der Stadt. Der Nachteil ist die mangelnde Parkplatzgarantie.



CMD: Wo liegt der Vorteil von festen Stationen für free-floater?

Jochen Kral: Durch die Zuweisung von festen Parkplätzen für free-floating-Fahrzeuge gleichen wir den gerade beschriebenen Nachteil wieder aus. Durch die MobilitätStationen schaffen wir feste Orte, an denen Carsharing verlässlich und einfach verfügbar ist. Dies erhöht wiederrum die Nutzbarkeit. Unser Ziel ist es, das Beste beider Carsharing-Modelle zu vereinen, damit die Nutzerinnen und Nutzer situationsabhängig das für sie geeignete Modell wählen können. Zusätzlich bieten wir an den MobilitätStationen die entsprechende Ladeinfrastruktur für E-Carsharing-Fahrzeuge an und fördern so die Elektromobilität und umweltfreundliches Fahren. Gleichzeitig wird die öffentliche Ladeinfrastruktur entlastet.


CMD: Wie viele Carsharing-Stellplätze gibt es aktuell an den acht bereits realisierten MobilitätStationen?

Jochen Kral: Wir haben in Düsseldorf bislang acht MobilitätStationen realisiert und insgesamt 44 Carsharing-Stellplätze geschaffen. Mit dem kontinuierlichen Ausbau der MobilitätStationen wird auch der Ausbau des Carsharings in Düsseldorf weiterwachsen.


CMD: Wie sieht die Zukunft des Carsharings in Düsseldorf aus?

Jochen Kral: Unser Ziel ist es, dass jede Bürgerin und jeder Bürger im zentralen Bereich Düsseldorfs im Abstand von 500-Metern ein Carsharing-Angebot findet. Wir wissen aber auch, dass die Nachfrage in den Randbezirken groß ist und ein hohes Potential für Carsharing vorhanden ist. Gemeinsam mit der CMD beginnen wir daher damit, uns nach außen zu entwickeln und werden in Zukunft auch in anderen Stadtteilen gute Mobilitäts- und Carsharing-Angebote schaffen. Im Frühjahr 2024 wird beispielsweise eine MobilitätStation am Bahnhof Rath Mitte S errichtet. Nutzen Sie doch einmal die Chance und probieren Carsharing an einer der MobilitätStationen aus.


CMD: Vielen Dank für das Interview und die spannenden Einblicke zum Carsharing in Düsseldorf.
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